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Ein Mann, der offenkundig keine Ahnung davon hat, welche Bananen er verkauft.

Optimale Kampagnenführung im Bundestagswahlkampf

25.08.19
06.11.24

Alle paar Jahre wieder findet in Deutschland die Bundestagswahl statt.
Dies bedeutet insbesondere, dass wir uns auf einige Monate voller spannender Diskussionen, vieler leerer Versprechungen, populistischer Slogans und die ein oder andere Schlammschlacht freuen dürfen.
“Freuen” insbesondere deshalb, weil dies eine tolle Gelegenheit darstellt, PR-Arbeit mitzuerleben.
Hier stellt sich natürlich auch immer wieder die Frage, welche Maßnahmen clever und welche eher dumm sind.

In diesem Artikel werden nun nicht alle Strategien be- und durchleuchtet.
Entsprechend ist die Überschrift mit “optimal” sicherlich etwas hochgegriffen. Ich möchte aber einen Punkt aufgreifen, der bei uns Wählern sicherlich am ehesten zu Kontroversen führt, sehr kritisch ist und doch immer wieder genutzt wird:
Die Strategie den politischen Gegner zu kritisieren, zu verunglimpfen, schlecht zu machen oder gar zu beleidigen.

Attack Ads

Die Beweggründe, wieso sich so viele Politiker dazu hinreißen lassen sind vielschichtig. Auf dem Parteitag bringt einem der verbale Schlag gegen den politischen Gegner lärmenden Beifall und in hitzigen Debatten ist es ein geradezu natürlicher Reflex (Fight or Flight).
Nichtsdestotrotz werden unfaire und schmutzige Kampagnen teilweise aber auch in professionell durchdachten Kampagnen vorangetrieben.

Ist das klug?

Nein! Zumindest nicht, wenn der Angriff einen der nachfolgenden Punkte erfüllt:

  • Er richtet sich gezielt gegen einen Kandidaten als Person und nicht gegen die Politik dahinter
  • Er arbeitet mit Argumenten, die bei genauerer Prüfung nicht stichhaltig sind
  • Er nutzt Argumente (bspw. das eigene Wahlprogramm), die ebenfalls negativ ausgelegt werden können
  • Er wirkt generell nicht sachlich, sondern wahlkampfmotiviert
  • Er wirkt unfair

In diesen Fällen geht die Attacke mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nach hinten los und kann wie ein Bumerang zurückschlagen. Hierunter fallen auch Attacken auf das Wahlprogramm des Gegners, wenn der eigene Gegenentwurf nicht sachlich logisch überzeugt (und zwar die Unentschlossenen und nicht die, die sowieso bereits der Parteilinie folgen).

Und sonst so?

In anderen Fällen ist der Nutzen von derartigen Attacken sehr umstritten. Am Ende muss man sagen, dass sie dem Kandidaten zumindest meist keinen messbaren Mehrwert liefern (von den Beifallsstürmen auf dem eigenen Parteitag mal abgesehen). Sofern Attacken aber stichhaltig und sachlich sind, fair geführt werden und das Wahlprogramm (nicht den Kandidaten) des politischen Gegners in Frage stellen, führt dies zumindest dazu, dass der Wähler mehr Wissen über die einzelnen Wahlprogramme erlangt und am Ende durchdachtere Entscheidungen an der Wahlurne treffen kann.

Wie sollte man sich als Politiker verhalten?

Die Nutzung von derartigen attackierenden PR-Maßnahmen ist überaus kritisch zu sehen. “Kritisch” in dem Sinne, dass sie schnell am Ziel vorbei oder gar gegen einen selbst schießen können und im Erfolgsfall gar nicht den gewünschten Erfolg (Wahlsieg) herbeiführen. Hinzu kommt, dass man derartige Kampagnen im Büro noch so gut planen kann — auf dem emotionalen Politik-Schlachtfeld ist es meist aber schwer möglich den Plan im Detail auch so umzusetzen. Kritik am Gegner ist nützlich, um den Bürger wachzurütteln. Um zu überzeugen, muss eine Partei allerdings primär zeigen, welche Vorteile sie dem Wähler bietet und nicht, wie sie im Vergleich mit den anderen da steht.

Fazit

Kritik am Gegner = Aufmerksamkeit für die Wahlprogramme beider beteiligten Parteien.
Promotion der eigenen Pläne ohne Kritik = Gewinnung des Wählers durch Sympathie.

Weitere Einblicke in die Thematik kann man auch in meiner Studienarbeit “Attack Ads — ein erfolgreiches Framing-Instrument im politischen Wahlkampf?” nachlesen: Hier klicken.

Man darf gespannt sein, wie sich der nächste Wahlkampf entwickelt und welche interessanten PR-Aktionen er so mit sich bringt!

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